2002 – 2012: Zehn Jahre Putschversuch gegen Hugo Chávez
Am 4. April 2012 fand im Kulturzentrum „Allmende“ in Berlin-Neukölln eine sehr gut besuchte Abendveranstaltung über den Putsch in Venezuela statt, der sich am 11. April zum zehnten Mal jährt. Rund 40 Zuhörer folgten der Einladung der Basisorganisation Friedrichshain-Kreuzberg der Partei DIE LINKE und der AG Cuba Sí. Die Anwesenheit der Geschäftsträgerin der Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela, Frau Laura Cristina Medina Francia, verlieh der Veranstaltung einen offiziellen Charakter.
Den Auftakt bildete ein einleitender Vortrag des Historikers und freien Journalisten Dr. Ingo Niebel, welcher über Hintergründe, Drahtzieher und Ablauf des Staatsstreiches gegen Präsident Hugo Chávez bereits intensiv für sein Buch „Venezuela not for sale“ forschte.
Niebel ist ausgewiesener Kenner Venezuelas und weilte 2003 und 2006 als internationaler Beobachter des Nationalen Wahlrates im Land. In seinem Vortrag skizzierte er zunächst anhand theoretischer Überlegungen die notwendigen Bedingungen für einen Putsch und erläuterte davon ausgehend die Sachlage in Venezuela. Weiterhin legte Niebel die Verstrickung des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA und Washingtons in die Vorbereitung des Putsches offen. Es wurde deutlich, dass ein „Putschklima“ künstlich und von außen durch geopolitisches Kalkül erzeugt wurde und wird – die vergangenen Staatsstreiche im „Hinterhof der USA“ (2004 und 2006 in Bolivien, 2009 in Honduras, 2010 in Ecuador) sind beredte Beispiele.
Abgerundet wurde der Vortrag durch Ausführungen zu den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen des Landes. Niebel bettete das Ereignis in Venezuela in den übergeordneten Interessenskonflikt Nord-Süd ein. Die wachsende Emanzipation und „zweite Befreiung“ Amerikas steht in diametralem Gegensatz zu den Interessen des mächtigen Nachbarns im Norden. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass mit der wachsenden Integration Lateinamerikas durch Bündnisse wie ALBA, Unasur und CELAC auch die Gefahr künftiger militärischer Interventionen wächst. Künftig wird allerdings weniger der „klassische“ Putsch als vielmehr die Schaffung sozialer Missstände und Unzufriedenheit für von außen herbeigeführte regime changes dienen.
Abschließend wurde der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „La revolución no será transmitida“ (Staatsstreich von innen) gezeigt, der den genauen Ablauf des Putsches nachvollziehbar darlegt und schonungslos die bewusste Falschinformation der medialen Helfershelfer der Putschisten offenbart.