12.02.2012 Druckversion

Solidarisch in Havanna

Vertreter deutscher Kuba-Gruppen stellen ihre Arbeit auf der Buchmesse in Havanna vor
Harri Grünberg, Justo Cruz, Harald Neuber, Brigitte Schiffler, Frank Schwitalla
Auf dem Podium: Harri Grünberg, Justo Cruz, Harald Neuber, Brigitte Schiffler, Frank Schwitalla (v.l.n.r.)

Vorstandsmitglieder des Netzwerks Cuba, dem Dachverband der politischen und entwicklungspolitischen Kuba-Gruppen in Deutschland, haben im Rahmen der 21. Internationalen Buchmesse Kubas ihre Arbeit vorgestellt. Bei der Veranstaltung auf der mittelalterlichen Festungsanlage über dem Hafen von Havanna, der Cabaña, schilderten die Gäste vor rund 50 Zuhörern die Geschichte der deutschen Kuba-Solidaritätsbewegung und stellten kommende Projekte vor. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Harald Neuber, dem Korrespondenten der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina in Deutschland.

Netzwerk-Vorstandsmitglied Frank Schwitalla stellte die unterschiedlichen Traditionen ist Ost- und Westdeutschland vor. Während die DDR seit der Revolution 1959 enge Beziehungen zu Kuba pflegte, blieb die Bundesrepublik lange auf Abstand zu dem Karibikstaat, der nur gut 90 Seemeilen vor der Küste der USA ein sozialistisches Projekt verfolgte. Erst 1976 nahm die damalige Bonner Bundesregierung diplomatische Kontakte mit Havanna auf. "Schon zwei Jahre zuvor, 1974, war die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba gegründet worden", so Schwitalla, der an die widrigen Bedingungen der Solidaritätsarbeit in der damaligen Bundesrepublik erinnerte.

Nach dem Fall der Mauer stellten sich Kuba-Freunde in Ost- und Westdeutschland gemeinsam der schwierigen Lage, in die der Karibikstaat nach der abrupten Auflösung des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) geraten war. Über Nacht waren 1991 rund 85 Prozent des kubanischen Außenhandels weggebrochen, materielle Hilfe stand bei der Solidaritätsarbeit im Vordergrund. "Nach einem Kuba-Kongress in Bonn mit gut 1.000 Teilnehmern im Jahr 1992 wurde bereits ein Jahr später das Netzwerk Cuba gegründet", sagte Schwitalla. Damals habe der Verband 19 Mitgliedsorganisationen vereint, heute sind es 43. Diese Organisationen sind derzeit vor allem damit betraut, einen europaweiten Kuba-Solidaritätskongress im kommenden Jahr auszurichten.

Harri Grünberg kritisierte als Präsident des Netzwerks die Politik der Europäischen Union gegenüber Kuba. Nach seiner Ansicht praktiziert Brüssel eine "Blockade light", die im Einklang mit der aggressiven Kuba-Politik der USA steht. "Ein Beleg dafür ist der sogenannte Gemeinsame Standpunkt der EU, der unmissverständlich auf einen Systemwechsel in Kuba abzielt", so Grünberg. Grund für diese Politik sei das Beispiel Kubas im Widerstand gegen den "siegreichen globalen Neoliberalismus". In Deutschland sei deswegen die Unterstützung durch die Linkspartei in Bundestag wichtig. Über parlamentarische Initiativen gelinge es, den dominierenden Diskurs über Kuba zu durchbrechen "und in die Gesellschaft hineinzuwirken". Ebenso bedeutend aber ist laut Grünberg die außerparlamentarische Arbeit, für die das Netzwerk Cuba steht.

Brigitte Schiffler schilderte in diesem Zusammenhang die Aktionen des Komitees Basta Ya!, das sich in Deutschland für die Cuban Five einsetzt, fünf kubanische Staatsangehörige, die seit Ende der 1990er Jahre in den USA in Haft sitzen, weil sie gewaltbereite Gruppen des Exils überwacht haben. Der Koordinator von Cuba Si, Justo Cruz, stellte die Arbeit dieser Organisation vor, vor allem im landwirtschaftlichen Bereich. Der gebürtige Kubaner wies auch daraufhin, dass zahlreiche in Deutschland lebende Landsleute in der Solidaritätsbewegung aktiv sind. In den großen Medien werde dies in der Regel nicht wahrgenommen.

Veröffentlicht in Aktuelles, EU und Kuba, Gegen die Blockade | Tags: Blockade, Buchmesse, Netzwerk Cuba, Solidarität