Erfolgreiche Präsenz auf Kubas Buchmesse
Cuba Sí und Begleiter sind mit Ergebnis der Ausstellung in Havanna zufrieden. Politischer Beitrag soll verstärkt werden
Die Delegation der deutschen Solidaritätsorganisation Cuba Sí hat eine positive Bilanz ihrer Präsenz auf der 20. Internationalen Buchmesse in der kubanischen Hauptstadt Havanna gezogen. "Die Reaktionen während der zehn Tage auf der Messe waren durchgehend positiv", sagte Justo Cruz, Koordinator des Bundesbüros, der die rund zehnköpfige Delegation in Havanna leitete. Auf besonders positive Resonanz sei das spanischsprachige Material gestoßen. Cuba Sí hatte in diesem Jahr zum ersten Mal eine Zeitschrift auf Spanisch produziert, um über die Arbeit der Gruppe in ihrem 20. Jubiläumsjahr zu berichten.
Cuba Sí hatte auf der frühneuzeitlichen Festungsanlage "La Cabaña" während der zehn Tage über die Arbeit in Deutschland und Kuba informiert. Auch ein Sortiment deutsch- und spanischsprachiger Kinderbücher und weiterer Materialien füllte die Regale im Saal C-3. Neben dem täglichen Messebetrieb hatte Cuba Sí in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie der landwirtschaftlichen Organisation ACPA und der Nachrichtenagentur Prensa Latina verschiedene politische Veranstaltungen organisiert.
Vor allem ein Podium zu der Arbeit deutscher Stiftungen in Lateinamerika traf auf großes Interesse vor Ort. An der Debatte hatten deutsche und kubanische Experten teilgenommen, unter ihnen der Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Wolfgang Gehrcke.
Einer der Höhepunkte während des Aufenthaltes der Delegation in Kuba war die Übergabe eines Bulldozers an landwirtschaftliche Partnerprojekte in der Provinz Havanna. Dem Kauf des 160.000 Euro teuren Nutzfahrzeugs aus chinesischer Produktion war eine monatelange Spendenkampagne in Deutschland vorausgegangen. Auf der Ranch, auf die der Bulldozer mit einem noch sowjetischen Tieflader ausgeliefert wurde, fand unter Beteiligung der Landarbeiter und Projektverantwortlichen eine spontane Feier statt.
"Für uns hat diese Kampagne vor allem gezeigt, dass wir uns verstärkt gegen die völkerrechtswidrige US-Blockade einsetzen müssen", resümierte Justo Cruz. Bei dem Kauf und der Auslieferung des Geräts habe man die Folgen der US- Blockade einmal mehr unmittelbar erlebt. Im Rahmen der politischen Arbeit will sich Cuba Si deswegen verstärkt auch gegen den sogenannten Gemeinsamen Standpunkt der Europäischen Union einsetzen, der die US-Blockade des sozialistischen Inselstaates indirekt unterstützt. "Gerade in den politischen Debatten haben wir gemerkt, wie wichtig unsere Arbeit hier in Kuba eingeschätzt wird", so Cruz.
Auch der Bibliothekar Rolf-Manfred Hasse zieht eine positive Bilanz des diesjährigen Aufenthalts in Havanna. Der ehemalige Pressesprecher des Bibliothekenverbandes Niedersachsen arbeitet seit einem Boykott der Buchmesse durch die damalige SPD-Grünen-Bundesregierung im Jahr 2004 mit Cuba Sí zusammen. "Bislang war diese Messe nicht als Ort bekannt, auf dem mit Buchlizenzen gehandelt wird", sagte Hasse gegenüber cuba-sí.org. Dennoch sei es der Delegation in diesem Jahr gelungen, Kontakte zwischen kubanischen und deutschen Verlagen herzustellen. So werden auf der Buchmesse in Leipzig Gespräche über die Auflage von Büchern des Leipziger Kinderbuchverlages stattfinden. Die Kontakte dafür hatte Cuba Sí in Havanna hergestellt.
Besonders wichtig sind Hasse die Kontakte zu kubanischen Bibliotheken. "Auch in diesem Jahr konnten wir wieder große Bücherspenden an die Bibliotheken in Havanna übergeben", sagte er im Interview mit cuba-si.org: "Wir haben dieses Ziel auch in diesem Jahr erreicht." Wichtig sind für den Niedersachsen auch nach sechs Jahren auf der Buchmesse in Havanna die Kontakte zu den Messebesuchern. "Wir wurden immer wieder gefragt, ob wir im kommenden Jahr wiederkommen", erinnert er sich. Eine Frage, die er gerne bejahte: "Vor allem möchte ich im kommenden Jahre die Zusammenarbeit mit Bibliotheken ausweiten."
Weitere Pläne wurden auch bei Cuba Sí geschmiedet. So fanden in Havanna ausführliche Gespräche mit der Nachrichtenagentur Prensa Latina statt, die ihre Präsenz in Deutschland derzeit ausweitet. Inhalte der Prensa Latina sollen künftig die neue Internetpräsenz von Cuba Sí bereichern, sowohl mit Meldungen als auch mit Videomaterial. Dazu wird auch die kubanische Produktionsfirma Mundo Latino etwas beisteuern.
"Wir werden nach den durchweg positiven Erfahrungen in diesem Jahr das politische Programm mit unseren kubanischen Partnern auf der Buchmesse ausweiten", fügt Justo Cruz an. Durch die Zusammenarbeit mit Kräften vor Ort könne man garantieren, dass Themen gewählt werden, "die für Kuba wirklich von Interesse sind".
Neben mehreren Büchern, die im kommenden Jahr vorgestellt werden sollen, gehört die Studie des deutschen Politologen Steffen Niese über die bundesdeutsche Kuba-Politik. 2012 wird eine erweiterte Ausgabe auf Spanisch präsentiert werden. In Zusammenarbeit mit Prensa Latina und dem deutschen Autoren Ingo Niebel erscheint zudem ein Sachbuch zum Thema der deutschen Stiftungen in Lateinamerika.
Mit diesen und weiteren Projekten wurde in Havanna der Grundstein gelegt für die weitere Professionalisierung des Auftritts von Cuba Sí als eine der führenden Kuba-Solidaritätsorganisationen in Deutschland. "Wir freuen schon jetzt auf das kommende Jahr", so Cruz, der den Auftritt von Cuba Sí weiter "in möglichst enger Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Solidaritätsbewegung" vorbereiten und durchführen will. Diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei für Cuba Sí immer von vorrangiger Bedeutung gewesen. (Text: Redaktion/ Bild: feriade.com)