Realistisches Bild von Deutschland
Der Bibliothekar Rolf Manfred Hasse berichtete in Havanna im Rahmen der Präsenz von Cuba Sí über die Sarrazin-Debatte und Rassismus
Eine der Aufgaben von Cuba Sí auf der Internationalen Buchmesse von Havanna war die Information über die gesellschaftliche und politische Realität in Deutschland. Die zentrale Veranstaltung behandelte deswegen die Politik der deutschen Parteistiftungen in Lateinamerika. Damit wurde der Nerv ganz offensichtlich getroffen: Über die Debatte wurde in zahlreichen Medien berichtet, weitere Fernseh- und Radiointerviews sowie ein Buch sollen folgen. Der spanischsprachige Band wird auf der kommenden Messe im Frühjahr 2012 vorgestellt werden.
Auf ebenso großes Interesse stieß aber auch ein Vortrag des Bibliothekars und langjährigen Partners von Cuba Sí, Rolf Manfred Hasse. Der ehemalige Pressesprecher des Bibliothekenverbandes in Niedersachsen berichtete am Donnerstag in der Deutschfakultät "Cátedra Humboldt" über Sarrazin-Debatte. "Die Idee, über ein aktuelles Thema zu berichten, kam uns schon im vergangenen Jahr im Gespräch mit hiesigen Europa-Experten", sagte er. Die Thesen des SPD-Manns Sarrazin seien derart provokant gewesen, dass sich das Thema einfach anbot, so Hasse, der sich vor allem über die "rassistische und biologistische Argumentation" in dem Bestseller "Deutschland schafft sich ab" empört.
Bei seinem Vortrag in Havanna erlebte er eine Überraschung: Die kubanischen Gäste waren überraschend gut über das Thema informiert. Dennoch waren die Zuhörer nach seien Schilderungen erschüttert über die offen rassistischen Thesen des ehemaligen Bundesbankers gewesen. "Viele Gäste zogen angesichts der Zitate aus dem Buch Sarrazins die Parallele zu der zeit zwischen 1933 und 1945", schildert Hasse, der mit der Lesung durchaus zufrieden ist: "Während die offizielle Präsenz der Frankfurter Messe und der Bundesregierung das schöne Deutschland in kostspieligen Hochglanzbroschüren präsentiert, konnte ich mit dem Vortrag über bedenkliche Trends aufklären". Nur wenn man rechtzeitig solch gefährliche Trends thematisiert, kann man ihnen erfolgreich entgegenwirken, fügt er an.
Cuba Sí will solche Vorträge deswegen auch in den kommenden Jahren fördern. Im Verlauf der Messe und in Gesprächen mit kubanischen Partnern sind schon einige Ideen entstanden.