Ernährungssicherheit

Ernährungssicherheit durch Nachhaltigkeit an den Milchprojekten

Zur Bewertung der Nachhaltigkeit unserer ACPA-Cuba Sí Milchprojekte wurde im November 2006 ein erster Workshop zu diesem Thema einberufen. Teilnehmer waren Entscheidungsträger und Produzenten, die direkt an den Projekten Anteil haben. Im März 2008 folgte der zweite Workshop. Anderthalb Jahre später sollte die Umsetzung der 2006 vereinbarten Strategien betrachtet und neue Ansätze diskutierte werden. Von nun an werden regelmäßig diese Art von Workshops stattfinden.

Workshop November 2006

Workshop März 2008


Erster Workshop zur Nachhaltigkeit an den ACPA-Cuba Sí Milchprojekten

Vom 28. bis 30. November 2006 fand in Havanna ein Workshop über Nachhaltigkeit an den Cuba Sí- Milchprojekten statt. Eingeladen hatten die Kubanische Vereinigung für Tierproduktion (ACPA) und Cuba Sí.

In Havanna diskutierten über 60 kubanische Wissenschaftler/innen, Produzenten, Politiker/innen und Agraringenieure aus allen Provinzen Kubas gemeinsam mit einer Linkspartei.PDS- und einer Cuba Sí-Delegation über Erfahrungen, Probleme und Lösungswege auf dem Weg zu einer größeren Nachhaltigkeit an den Cuba Sí-Milchprojekten.

Kubas Vizeminister für Landwirtschaft, Santiago Yánez, verwies darauf, dass die Projekte bis heute eine Pilotfunktion bei der Einführung neuer, angepasster Technologien haben und einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit der Bevölkerung, insbesondere der Kinder und Alten, leisten.

Wolfgang Gehrcke, MdB und außenpolitischer Sprecher des Parteivorstandes der Linkspartei.PDS, verwies in seinem Beitrag auf den großen politischen Stellenwert, den die Solidaritätskampagne „Milch für Kubas Kinder“ in der Linkspartei.PDS hat und weiter haben wird.

Interessiert besichtigten Angelika Gramkow, Mitglied der Landtagsfraktion Die Linke.PDS in Mecklenburg-Vorpommern, Fritz Schmalzbauer, Mitglied im Bundesvorstand der WASG sowie Bernhardt Strasdeit, Vorsitzender der Linkspartei.PDS in Baden- Württemberg, die Milchprojekte in der Provinz Havanna.

Die Vision von ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit war seit Beginn der Projekte 1993 Leitfaden für ACPA und für Cuba Sí. Der Nutzen für die kubanische Volkswirtschaft – allein durch die erreichten Einsparungen teurer Milchpulverimporte – ist millionenfach.

Aber auch für die Produzenten vor Ort hat sich diese Strategie sowohl in der Lohntüte als auch bei den Arbeits und Lebensbedingungen ausgezahlt.

Warum, trotz der positiven Ergebnisse, die ökonomische Nachhaltigkeit nicht immer äquivalent zu den sozialen und ökologischen Resultaten verläuft, oder warum nach Beendigung der Projekte die Produktionsergebnisse teils stagnieren, darüber diskutierten auf dem Workshop der Politikstudent Steffen Niese, der Agrarökonom Volker Klima sowie Justo Cruz und Reinhard Thiele von Cuba Sí in einem respektvollen Dialog mit den kubanischen Partnern.

 


Zweiter Workshop zur Nachhaltigkeit an den ACPA-Cuba Sí Milchprojekten

Am 4. und 5. März 2008 fand in Havanna der zweite Workshop über Nachhaltigkeit an den Cuba Sí Milchprojekten statt.

Insgesamt 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter zwei Vizelandwirtschaftsminister, Agrarwissenschaftler, Politiker, Leitungspersonal und Produzenten von allen Cuba Sí Projekten sowie eine vierköpfige Cuba Sí-Delegation zogen, anknüpfend an die Schlussfolgerungen des ersten Workshops vom November 2006, eine kritische Bilanz.

Geprägt war der Workshop von den zum Teil eingeleiteten oder geplanten tiefgreifenden Reformen in der kubanischen Landwirtschaft. Alcides Labrada, Vizelandwirtschaftsminster, definierte diese Reformen als Politik auf lange Sicht, mit kurzen aber festen Schritten.

Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln aus einheimischer Produktion und damit die Ablösung teurer Importe (heute noch für ca. 1,6 Mrd. USD im Jahr) ist eine strategische Herausforderung. Mehrfach betonten die Teilnehmer, dass die Cuba Sí-Projekte Referenzprojekte für diesen Reformprozess seien und merkten gleichzeitig kritisch an, dass eine Verallgemeinerung dieser Erfahrungen in der Vergangenheit nur ungenügend geschehen sei.

In diesem Zusammenhang wurde betont, dass der erste Workshop im November 2006 wichtige Impulse in strukturellen und produktiven Fragen für den Reformprozess geliefert hat. Wichtigstes Ergebnis seit November 2006 ist, dass alle Cuba Sí Projekte in Kubanischen Peso ökonomisch nachhaltig arbeiten und die Schaffung von Voraussetzungen, Devisen zu erwirtschaften und über diese zu verfügen, auf den Weg gebracht ist und zum Teil schon funktioniert.

Das Bestreben, Nachhaltigkeit in der Einheit von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten zu denken und umzusetzen war offenkundig und bedeutet einen entscheidenden qualitativen Fortschritt seit November 2006.

 

Insgesamt können die Projekte eine Produktionssteigerung um 30% verzeichnen. Auf dem Gebiet der Rekultivierung brachliegender Nutzflächen wurde beispielgebendes erreicht. Im Bereich der Diversifizierung der Produktion, vor allem beim biologischen Anbau von Obst und Gemüse und in der ökologischen Tierhaltung wurde Pionierarbeit geleistet. Durch die verbesserten Möglichkeiten beim Kauf von Baumaterial konnten vor allem im Wohnungsbau spürbare Fortschritte erzielt werden.

Die Frage, wie sich die Cuba Sí-Projekte noch wirksamer in den angeschobenen Reformprozess einbringen können, spielte in der Debatte eine zentrale Rolle. Deshalb werden in nächster Zeit Fragen der Aus-und Weiterbildung der Produzenten sowie der Genderproblematik, die Qualifizierung lokaler Marktforschung und sozialistischer Arbeitsmethoden eine stärkere Beachtung finden..

Hervorgehoben werden muss, dass die bereits eingeführte nationale Erhöhung des Milchpreises ( Verkaufpreis an die Industrie) auf 2,53 kubanische Peso (vorher 1,04 Peso), davon 0,2 Cent in Devisen, zu einem wirksamen Motivationsschub bei den Produzenten geführt hat.

Immer wieder wurde von den kubanischen Teilnehmern des Workshops die große Verantwortung gegenüber den Spenderinnen und Spendern in Deutschland betont. "Wir haben die Pflicht, erfolgreich und zuverlässig zu arbeiten und unsere Arbeit immer wieder kritisch zu hinterfragen"", so Eduardo Sosa vom Milchprojekt in Havanna.

Verlauf und fachliche Qualität des Workshops waren für alle Beteiligten von großem Nutzen, betonten die Teilnehmer am Ende des Workshops. Im Rahmen der eingeleiteten Agrarreform hat die Bedeutung der Cuba Sí-Projekte eine neue Dimension erreicht., ein große Verantwortung wie auch Herausforderung für Cuba Sí. Der nächste Workshop ist im Herbst 2009 geplant, dann direkt am Milchprojekt in Sancti Spiritus.