Erschöpft und glücklich
Wie in jedem Jahr haben es die beiden letzten Tage der Buchmesse in Havanna in sich. Viele Aussteller senken noch einmal die Preise ihrer Bücher, vieles wird sogar kostenlos an die Besucher verteilt. In diesem Jahr war der Andrang so groß, dass es am Sonnabend auf der Festungsbrücke am Eingang für längere Zeit einen regelrechten Stau gab. Nichts ging mehr, kein Vor, kein Zurück. Auch in den Festungsgassen, in den Hallen und Zelten ein Zerren, Schieben, Drängeln - nur kein Schnäppchen verpassen.
Cuba Sí hatte für diese Messe neben der spanischsprachigen Revista auch eine aktualisierte Kuba-Karte erarbeitet, die schon in den ersten Messetagen heiß begehrt war. Aber an diesem Wochenende wurde sie uns regelrecht aus den Händen gerissen. Dazu mussten wir unzählige Fragen zu unserer Solidaritätsarbeit in Deutschland beantworten. Das war Schwerstarbeit für unsere Standbetreuer - aber auch schön, weil man das große Interesse an unserer Präsenz hier in Kuba spürte.
Neben unserer Arbeit am Cuba Sí-Stand traf sich unsere Delegation während der Messetage u.a. mit Vertretern des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), des Agrarministeriums und besuchte die Filialen unserer Partnerorganisation ACPA in den Provinzen Pinar del Río und Mayabeque. Ein Treffen im Investitionsministerium und der Besuch unseres Kulturprojektes K-100 in Pinar del Río ist für die kommenden Tagen geplant.
Cuba Sí wurde am Buchmessestand von vier Studentinnen unterstützt, die uns vom ICAP und der Messeleitung zugeteilt worden waren. Ohne ihre Hilfe hätten wir unseren umfangreichen Terminplan nur schwer abarbeiten können. Eine von ihnen ist die 21-jährige Philologiestudentin Glenda. Sie hatte uns bereits bei der Buchmesse 2010 unterstützt. Sie sagt, der jährliche Messeauftritt von Cuba Sí sei gerade für die junge Generation wichtig. „Nur wenige Jugendliche schauen sich abends im Fernsehen die Nachrichten an“, fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu. Auch der Zugang zum Internet sei immernoch schwierig. Sie selbst habe von der Arbeit der Solidaritätsorganisationen erst durch den Kontakt zu Cuba Sí auf der Buchmesse 2010 erfahren. Glenda hat ihren Freundinnen und Studienkollegen von der Arbeit am Cuba Sí-Stand erzählt und sie mit auf die Cabaña gebracht. „Dieser direkte Kontakt zu uns Kubanern“, betont sie, „vor allem zu uns jungen Leuten, ist sehr wichtig. Wir erfahren von Euch viel über die Realität in Deutschland und Europa, wir lesen über Eure Soliarbeit in der Revista und tragen diese Informationen weiter.“
Die 22. Internationale Buchmesse auf der Festungsanlage „San Carlos de la Cabaña“ in Havanna geht am heutigen Sonntag zu Ende. Bis zum 10. März tourt die Messe dann durch die Provinzen Kubas. Die Delegation von Cuba Sí hat zehn anstrengende Messetage erfolgreich hinter sich gebracht. Jetzt werden wir mit einem kräftigen Schluck kubanischen Rum anstoßen: Salud - auf die internationale Solidarität! (Jörg Rückmann)