11.02.2013 Druckversion

Lesen, lernen und vernetzen

Die Buchmessedelegation von Cuba Sí besuchte in Havanna den 2. Internationalen Workshop für soziale Netzwerke und alternative Medien.
Workshop alternative Medien in Havanna
Blick in den Versammlungssaal des Workshops im Palacio de Convenciones in Havanna

Zwei interessante Veranstaltungen fanden - sicher nicht zufällig - im Vorfeld der 22. Internationalen Buchmesse in Havanna statt. Ende vergangener Woche endete im Palacio de Convenciones der alle zwei Jahre stattfindende Pädagogische Kongress, an dem mehr als 3000 nationale und internationale Gästen teilnahmen. Die Lehrer und Erzieher sprachen sich für einen ungehinderten Zugang zu Bildung aus, der keinem versperrt sein dürfe. Der UNESCO-Vertreter Qian Tang erinnerte daran, dass weltweit immer noch über 132 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen können. Álvaro Marchesi Ullastres, Generalsekretär der Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur der iberoamerikanischen Staaten, lobte Kuba für sein Bildungssystem sowie für die Aufmerksamkeit, die Kuba seinen Kindern schenke. Dies, so Marchesi, ist ein Beispiel, von dem alle Länder lernen sollten und „auf das wir, die hier in Lateinamerika arbeiten, stolz sein können“. Für die Pädagogen war dieser Kongress auch eine Plattform, um sich über die Erfahrungen Kubas im Bereich der Bildung auszutauschen.

In den Tagen unmittelbar vor dem Beginn der Buchmesse beschäftigte sich ein internationaler Workshop mit Sozialen Netzwerken und alternativen Medien als neue Bühne für die politische Kommunikation im digitalen Zeitalter. Einige Mitglieder unserer Delegationn bekamen die Gelegenheit, an diesem Workshop im Palacio de Convenciones teilzunehmen. Groß war die Freude, als wir dort mehrere gute Cuba Sí-Freunde wiedertrafen. So zum Beispiel Kenia Serrano, Präsidentin des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft; sie hatte im vergangenen November Deutschland besucht und am Europäischen Treffen der Kuba-Solidarität teilgenommen. Ein freudiges Wiedersehen gab es auch mit Enrique Ubieta, Chefredakteur der Zeitschrift „La Calle del Medio“. Er war 2011 Gast in den Cuba Sí-Veranstaltungen auf dem Fest der Linken in Berlin.

Am Workshop nahmen Vertreter aus 27 Ländern teil, Blogger, Journalismusstudenten und Medienvertreter, so zum Beispiel auch der bekannte kubanische Blogger Iroel Sanchez (Isla mia). 

Nur wenn man wisse, wie die digitale Medienwelt funktioniere, betonten mehrere Teilnehmer, könne man die neuen Medien für sich nutzen. Entstanden aus einer militärischen Nutzung, dominiert von den USA und internationalen Konzernen und mit einem fast ungehinderten Zugang für die Geheimdienste böten sie trotzdem unverzichtbare Möglichkeiten für die fortschrittlichen Bewegungen. Es gehe darum, Bestehendes zu nutzen, aber immer mehr müsse auch Eigenes geschaffen werden. Vorgestellt wurden einige Beispiele, wie z.B. das Wissensportal „EcuRed“ - ein kubanisches „Wikipedia“. Diskutiert wurden u.a. Ideen zu freier Software und solche Fragen, wie man die neuen Medien „entkolonialisieren“ und wie man sie außerhalb der kommerziellen Welt finanzieren könne. Immer wieder verwiesen Teilnehmer darauf, dass die digitale Welt eine große Herausforderung bleibe: für die linken Kräfte weltweit, für die Länder des Südens, in denen für die meisten der Zugang zum Internet aus ökonomischen Gründen nicht möglich ist, aber auch deshalb, weil schon geschaffene alternative Netze, Websites und Portale in Nutzerstatistiken nicht auf vorderen Plätzen auftauchen.

Interessante Debatten gab es auch über die mediale Kommunikation in politischen Kämpfen und über die Wahrnehmung der Sozialen Netzwerke in der Öffentlichkeit und in der internationalen Politik. Mit Angehörigen der Cuban Five diskutierten die Teilnehmer, wie die neuen Medien im Kampf für die Befreiung der Fünf genutzt werden können. Die Medienkampagnen gegen Venezuela vor allem während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr und derzeit verstärkt gegen den erkrankten Präsidenten Hugo Chávez standen im Mittelpunkt einer „Presentación especial“.

Am Donnerstag beginnt die Buchmesse; das Motto „Lesen heißt wachsen“ („Leer es crecer“) könnte man nach diesen beiden Veranstaltungen erweitern: „Lesen, lernen und vernetzen heißt wachsen“. (Jörg Rückmann)

 

Veröffentlicht in Rund um Kuba | Tags: Buchmesse, Medien