Tamara Bunke: Internationalistin aus der DDR
Havanna. Rund 150 Personen haben am Mittwochnachmittag in Havanna an der Übergabe persönlicher Habseligkeiten der deutschen Internationalistin und Guerilla-Kämpferin Tamara Bunke teilgenommen. Im "Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft" (ICAP) übergab der ehemalige Ministerpräsident der DDR und Ehrenvorsitzende der Linkspartei, Hans Modrow, den Nachlass an die ICAP-Direktorin Kenia Serrano. Die persönlichen Gegenstände der einzigen Frau im Guerillakommando Che Guevaras in Bolivien 1967 waren von der deutschen Solidaritätsorganisation Cuba Sí nach Kuba gebracht worden. Zu dem Nachlass gehören die Uniform, Notizbücher, Schulhefte, Zeugnisse und weitere Dokumente. Im Besitz von Cuba Sí befinden sich noch viele weitere persönliche Gegenstände von Tamara, aber auch von ihren Eltern Nadja und Erich Bunke. Diese werden derzeit noch von Studierenden der Studienrichtung Museumskunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Rump gesichtet, dokumentiert und fachgerecht umgebettet. Im Anschluss wird dieser Teil des Nachlasses ebenfalls an das ICAP übergeben werden.
Tamara Bunke alias "Tania la Guerillera" wurde 1937 in Buenos Aires als Tochter eines deutschen Vaters und einer polnischen Mutter – Flüchtlinge des NSDAP-Regimes – geboren. Als Jugendliche kehrte sie mit ihren Eltern nach Deutschland in die DDR zurück. 1961 ging sie nach Kuba, nachdem sie Ernesto "Che" Guevara ein Jahr zuvor als Dolmetscherin in Leipzig kennengelernt hatte. In Kuba arbeitete sie in Ministerien und dem Frauenverband FMC. 1967 schloss sie sich der Guerilla Guevaras in Bolivien an. Am 31. August 1967 geriet sie in einen Hinterhalt der Armee und des US-Auslandsgeheimdienstes CIA und wurde getötet.
In seiner Rede erinnerte Modrow am Mittwoch in Havanna daran, dass die Mutter der Aktivistin, Nadia Bunke, zeitlebens mit Kuba verbunden gewesen sei und die Habseligkeiten ihrer Tochter "mit viel Liebe" bewahrt habe. In Kuba habe Tamara Bunke bis heute "einen Platz als Tochter der Revolution".
Der 86-Jährige Politiker der Linkspartei bekräftigte, dass auch in der DDR das Gedächtnis an Bunke aktiv aufrechterhalten worden sei. "Mehr als 200 Schulen und Kindergärten wurden nach ihr benannt", so Modrow. Nach der Wiedervereinigung seien viele dieser Namen geändert worden, "weil die Bundesrepublik ihrem Andenken keinen Raum mehr geben wollte".
Modrow erinnerte auch daran, dass Tamara Bunke Anfang der 1960er Jahre an der Berliner Humboldt-Universität eine Lateinamerika-Gruppe gegründet hatte, die auch weiterbestand, nachdem sie die DDR verlassen hatte. Die Ausreise selbst habe in der DDR intern durchaus für Debatten gesorgt. Die beantragte Übersiedlung Bunkes nach Kuba sei ein Novum gewesen.
Bunke hatte Ernesto "Che" Guevaras Guerillakommando 1967 als Kontaktperson nach Bolivien begleitet. Nach taktischen Fehlern wurde sie enttarnt und musste sich der Guerilla direkt anschließen. In einem Gefecht mit bolivianischen Militärs fiel sie am 31. August 1967, 40 Tage vor der Ermordung Guevaras. Ihre sterblichen Überreste finden sich neben den von 16 weiteren Guerilleros – darunter auch die Che Guevaras – in einem 1997 errichteten Mausoleum in der kubanischen Stadt Santa Clara.