23.06.2019 Druckversion

Ein Film gegen das Vergessen: "Wo der Himmel aufgeht"

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni setzte Cuba Sí Chemnitz ein Zeichen für Völkerverständigung, Frieden und Solidarität.
In Chemnitz wurde der Film in Anwesenheit des Filmemachers Tobias Kriele gezeigt. (Quelle: Netzwerk Cuba e.V.)
In Chemnitz wurde der Film in Anwesenheit des Filmemachers Tobias Kriele gezeigt. (Quelle: Netzwerk Cuba e.V.)

Im Jahr 2001 erklärten die Vereinten Nationen den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag. Jedes Jahr wird zu Aktionen aufgerufen, um auf das Leid der Betroffenen aufmerksam zu machen und für Solidarität und Völkerverständigung einzutreten.

Die Regionalgruppe der AG Cuba Sí in Chemnitz setzte ein Zeichen an diesem besonderen Tag: In der Begegnungsstätte Quer Beet wurde gemeinsam mit den Betreibern der Dokumentarfilm "Wo der Himmel aufgeht" gezeigt. Der Filmproduzent Tobias Kriele stand nach der Vorführung für die rund 30 interessierten Besucher für eine angeregte Gesprächsrunde bereit.

„Wo der Himmel aufgeht" begleitet Esther Bejarano und ihre Band "Microphone Mafia" auf einer Konzertreise durch Kuba. Esther Bejarano hat das KZ in Auschwitz überlebt - weil sie im dortigen Mädchenorchester spielte. Ihre Schwester wurde während des Nationalsozialismus als jüdischer Flüchtling von der Schweiz abgewiesen, zurück nach Deutschland deportiert und in Deutschland ermordet. Als Antifaschistin und Überlebende des Holocaust klärt Esther bis heute über die Gräuel jener Zeit auf und sensibilisiert dafür, konsequent den Anfängen der neu aufgekeimten Fremdenfeindlichkeit zu wehren. 

Mit der Rap-Band Microphone Mafia arbeitet sie seit 2009 zusammen. 2017 unternahmen sie eine Konzertreise durch Kuba, um eine Antwort auf ihre Frage zu finden, ob das revolutionäre Kuba den Antisemitismus beseitigt hat. Tobias Kriele hat Esther Bejarano und Microphone Mafia auf dieser Reise begleitet. 

Der Film "Wo der Himmel aufgeht" ist mehr als ein Film gegen das Vergessen in unserer heutigen Zeit. Er hilft Menschen, nicht aufzugeben und ist ein Zeichen für ein solidarisches Miteinander, gegen Rassismus, Faschismus und Krieg. Zeitzeugen wie  Esther Bejarano, die aus eigener Erfahrung über die Verbrechen und die menschenverachtende Ideologie des Faschismus berichten können, werden älter und weniger.

Von Tobias Kriele erfuhr das Chemnitzer Publikum, dass seiner Bitte, den Film in das Filmprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung (BZpB) aufzunehmen, nicht entsprochen wurde, weil er aus Sicht der BZpB ein zu positives Kuba-Bild zeichnet, Esther Bejarano Fidel Castro und den Sozialismus positiv erwähne und sie es versäumt hätte, auf Grundrechteverletzungen in Kuba hinzuweisen. Zudem hieß es, Esther Bejarano mische sich mit ihren Aussagen zur israelischen Regierungspolitik gegen die Palästinenser in die inneren Angelegenheiten eines Landes ein.

Es ist mehr als bedauerlich, dass mit dieser Entscheidung ein Beitrag zur Bewahrung des Erinnerns an den Holocaust politischen Zielen geopfert wird und dadurch dieser eindrucksvolle Film nur schwer Zugang in Bildungseinrichtungen findet. In Zeiten, in denen die rechte Szene sich zunehmend radikalisiert, weil zu viele einfach nur wegsehen und schweigen, in Zeiten, in denen die NSU-Morde nur unzureichend aufgeklärt sind und in Kassel ein Regierungspräsident vermutlich von einem Neonazi erschossen wurde, weil er sich für Geflüchtete eingesetzt hat, ist diese Position der BZpB absolut inakzeptabel. Ein Mitglied der Band Microphone Mafia war selbst NSU-Opfer. 

Umso wichtiger ist es, dass dieser Film viele weitere Male gezeigt werden wird und zum Nachdenken anregt. Eine nächste Gelegenheit, zumindest in Chemnitz, besteht erneut am Donnerstag, den 17. Oktober 2019. Um 18:30 Uhr wird der Film in der Volkshochschule Chemnitz noch einmal gezeigt.

Cuba Sí Chemnitz

Veröffentlicht in Standpunkt | Tags: Antifaschismus, Esther Bejarano, Menschenrechte, Solidarität