04.10.2018 Druckversion

Humanismus made in Cuba

Im Rahmen der Interkulturellen Woche beteiligte sich die AG Cuba Si in Chemnitz aktiv und zeigte zwei Dokumentarfilme über Kuba.
Filmplakat zum Dokumentarfilm "Die Kraft der Schwachen"
Filmplakat zum Dokumentarfilm "Die Kraft der Schwachen"

Ende September 2018 fanden in der Chemnitzer Musikschule und im Alternativen Jugendzentrum die Filmvorführungen „Die Kraft der Schwachen“ und „Wo der Himmel aufgeht“ statt. Initiiert wurden die Veranstaltungen durch die AG Cuba Sí gemeinsam mit der AG In- und Ausländer und dem Faire Welt Laden Chemnitz.

An beiden Vorführungen war der Filmproduzent Tobias Kriele aus Mainz persönlich anwesend. So konnte er sehr anschaulich und eindrucksvoll über seine persönlichen Erfahrungen beim Filmdreh in Kuba berichten. Die Dokumentation "Die Kraft der Schwachen" beleuchtet die Lebens- und Arbeitsbedingungen, die Bildungschancen und das am Menschen orientierte Gesundheitssystem in Kuba am authentischen Beispiel der Entwicklung des Jungen Jorgito.

Jorgito wurde während der Spezialperiode mit einer schweren spastischen Lähmung (Infantile Zelebralparese) geboren. Seine Mitmenschen und das kubanische Gesundheits- und Bildungssystem ermöglichen ihm, sich zu einem selbstständigen, selbstbewussten und liebenswerten Menschen zu entwickeln, dessen Lebensfreude auch eine Quelle der Kraft für seine Mitmenschen ist. Tobias Kriele berichtete über die Zusammenarbeit mit Jorgito: „Behindert sind die Menschen, die denjenigen keine Rechte zugestehen, die gehandicapt sind.“

Sein Motto „Entscheidend ist nicht, wie oft du stürzt, sondern dass du dich wieder aufrichtest“ ist motivierend für viele Menschen. Dass der Mensch im Mittelpunkt des kubanischen Gesellschaftssystems steht, belegt auch ein Zitat einer Lehrerin im Film: „Es geht nicht vorrangig um eine starke Wirtschaft, das ist ein Nebenprodukt, das primäre Produkt ist der Mensch.“ Der Film begleitet Jorgito auch an seine Universität. Dank der Förderung durch das kubanische Gesundheits- und Bildungssystem konnte er sich seinen Wunsch erfüllen und Journalistik studieren.

Einen Tag später fand im Alternativen Jugendzentrum die Filmvorführung „Wo der Himmel aufgeht“ statt. Diese Dokumentation von Tobias Kriele begleitete die deutsche Antifaschistin Esther Bejarano auf ihrer Tournee durch Kuba. Sie hat Auschwitz überlebt und verwirklichte sich mit 92 Jahren ihren Wunsch, auf Kuba mit der Band Microphone Mafia aus Köln Konzerte zu geben. Die Begeisterung des kubanischen Publikums gegenüber Esther Bejarano und der Band ist im Film hautnah und eindrucksvoll spürbar.

Berührend auch die Szene, in der Esther die jüdische Gemeinde in Havanna besucht. Dort stellt sie die Frage, ob es Antisemitismus auf Kuba gebe. Die Antwort lautet Nein. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde haben auf Kuba eine Heimat gefunden und können frei und unabhängig leben.

Eine Verbindung zum am Vortag gezeigten Film „Die Kraft der Schwachen“ entsteht, als der Journalist Jorgito ein Interview mit Esther Bejarano führt. Ihre Begegnung ist emotional und freundschaftlich geprägt. Mit ihm teilt sie ihre Erinnerung an den Faschismus in Deutschland und die Sorgen von heute.

Der Filmproduzent Tobias Kriele stand auch bei diesem Film für eine Gesprächsrunde zur Verfügung. Dem Film gebührt aufgrund der gegenwärtigen schwierigen Situation nicht nur in Deutschland eine besondere Bedeutung. Wie bleibt die mahnende Erinnerung an das Unrecht, die Verbrechen und die menschenverachtende Ideologie des Faschismus für die Menschen von heute und morgen eindringlich und wirksam, wenn die Zeitzeugen, die darüber aus eigener Erfahrung berichten können, immer weniger werden? Kunst, Musik und Kultur bleiben hier als einzige Möglichkeit.

Mit diesen zwei Dokumentationen wurde die Aufgabe der interkulturellen Wochen unterstützt, ein Zeichen für ein solidarisches Miteinander in und außerhalb von Chemnitz, für mehr Menschlichkeit, Freiheit und Gleichheit aller Menschen, für das Bekenntnis zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für Frieden, Völkerfreundschaft, gegen Krieg, Rassismus und Faschismus zu setzen, sowie den Dialog zwischen den Menschen anzuregen.

Beide Filme sollten unbedingt in hiesigen Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen, in Berufsverbänden im Gesundheitsbereich, bei Gewerkschaften und in Schulen gezeigt werden.

Beitrag von Cuba Sí CHEmnitz

Veröffentlicht in Rund um Kuba | Tags: Kultur, Menschenrechte, Solidarität