19.02.2014 Druckversion

Wenzel & Band in Kuba

Liedermacher hat in Havanna neues Album aufgenommen. Dank an Cuba Sí
Wenzel, Band & Familie - hier mit Heike Thiele von Cuba Sí
Wenzel, Band & Familie - hier mit Heike Thiele von Cuba Sí

Der deutsche Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel hat nach zwei Wochen die Aufnahmen für ein spanischsprachiges Album in der kubanischen Hauptstadt Havanna beendet. Die Zusammenarbeit mit kubanischen Musikern war dem 58-jährigen ein Anliegen. "Ich war schon ein paar Mal in der Region", sagte Wenzel bei einem Besuch des Standes von Cuba Sí auf der Internationalen Buchmesse in Havanna. Die Zeit in Kuba aber sei für ihn und seine Band eine besondere Erfahrung gewesen.

"Zum einem betrifft das meine politische Sicht, denn hier kann ich meine Erfahrung mit dem Sozialismus aus einem anderen Blickwinkel betrachten", sagte der Musiker, der in der DDR zu der Riege der kritischen Künstler gehörte und 1989 eine Resolution von Rockmusikern und Liedermachern mitunterzeichnete, die Veränderungen in der DDR forderten. Das sozialistische Kuba 25 Jahre später sieht Wenzel vor allem als "ungeheures soziales Experiment". Positiv wertete der aus Kropstädt bei Wittenberg stammende Musiker den Versuch Kubas, "die Aggressivität des Marktes zu dämpfen". Dies würde von jemandem mit einer ostdeutschen Sozialisierung sicherlich mit einer besonderen Aufmerksamkeit wahrgenommen, fügte er an.

In der Musik und Kunst weise Kuba Wege auf, "in der globalisierten Welt eine eigene Identität zu wahren", so Wenzel weiter. Die globalisierte Kulturindustrie zwinge schließlich auch Musiker, einen immer gleichen Stil und eine gleiche Ästhetik zu reproduzieren. Im sozialistischen Kuba hingegen wirkten diese Mechanismen nicht. "Hier werden neue Trends und Einflüsse aufgegriffen, um die eigene Identität weiterzuentwickeln", sagte der deutsche Musiker. Tatsächlich hatte der kubanische Anthropologe Fernando Ortiz diesen Mechanismus in Kuba schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts beobachtet und als "Transnationalisierung" bezeichnet.

Für den deutschen Liedermacher und seine Band war die Arbeit in dem kleinen Studio Lucero Records in Havanna auch eine Herausforderung. "Die Arbeit mit den kubanischen Musikern hier war am Anfang schwierig, weil wir in Europa – wohl durch die Kirchenmusik – immer auf den ersten Takt fixiert sind", erklärte Wenzel. In Kuba gebe es diese Zentrierung auf eine europäische Musikästhetik nicht, sie werde von afrikanischen und karibischen Rhythmen "in fast mystischer Weise" aufgelöst. Für ihn und seine Band sei dies eine spannende Erfahrung gewesen. In den zwei Wochen in Havanna hatten die deutschen Musiker mit dem kubanischen Liedermacher Tony Avila zusammengearbeitet.

Bevor Hans-Eckardt Wenzel am Dienstag nach Nicaragua weiterreiste, bedankte er sich auf der Buchmesse in Havanna bei Cuba Sí für die Unterstützung. "Tobias Thiele hat uns bei der Suche nach dem Studio geholfen und auch Justo Cruz stand uns schon bei der Vorbereitung unseres Aufenthalts hier immer zur Seite", sagte der Musiker. Als Dank wollen Wenzel und seine Band im Juli auf der Fiesta von Cuba Sí in Berlin spielen. Dann vielleicht auch wieder mit Tony Avila.

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Veröffentlicht in Aktuelles | Tags: Buchmesse, Kultur