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Lateinamerikas Kampf um die zweite Befreiung


In der Mitte der 1990er Jahre kam es in Lateinamerika zu einem Bruch. Bis dahin war der Neoliberalismus auf einem Siegeszug, wie in keiner anderen Weltregion. Unter dem Druck internationaler Institutionen wie dem IWF, der Weltbank, der WTO sowie der europäischen und us-amerikanischen Außenpolitik wurde immer weiter und immer schneller liberalisiert, dereguliert und privatisiert. Die lateinamerikanischen Ökonomien wurden in dieser Zeit in ihrer Entwicklung um Jahrzehnte zurückgeworfen. Lange und mühsam errungene soziale Fortschritte wurden zunichte gemacht.

Die Wende begann 1994 mit dem anti-neoliberalen Kampf der mexikanischen Zapatistas gegen das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA. In den Folgejahren sind überall auf dem Subkontinent neue, mächtige und dynamische Bewegungen entstanden. Lateinamerika ist deutlich nach links gerückt. Dadurch wurde auch die politische Landkarte  verändert. Nur noch in wenigen Ländern der Region gibt es neoliberale Regierungen. Die meisten Länder werden von PräsidentInnen regiert, die sich mehr oder minder sozialdemokratischer oder sozialistischer Entwicklungsstrategien verpflichtet fühlen. Diese politische Verschiebung löste in allen Teilen der Welt große Hoffnung aus.

Die USA hielt sich scheinbar zurück. Militärische Interventionen und Boykotte blieben aus. Gleichzeitig haben jedoch internationale Stiftungen, Medien, liberale und konservative PolitikerInnen sowie finanzkräftige UnterstützerInnen vermehrt versucht, dem lateinamerikanischen Linksruck etwas entgegenzusetzen. Im Fokus stehen dabei vor allem die ALBA-Länder, die in diesem Spektrum am radikalsten auftreten.
Konkret finden derartige Anstrengungen beispielsweise im Putsch in Honduras 2009, der neuen Lateinamerika-Strategie der Bundesregierung, den Aktivitäten von Stiftungen sowohl in den USA, in Lateinamerika als auch hierzulande ihren Ausdruck.

Für rechte Parteien und Oligarchien in Lateinamerika bedeuten diese Einflussnahmen von Außen die Chance, politisch wieder an Boden zu gewinnen. Beim Seminar wollen wir uns deswegen mit der Rolle externer Akteure befassen, ohne dabei die internen Konflikte in Lateinamerika zu leugnen. Der „Kampf um die zweite Befreiung Lateinamerikas“ ist noch längst nicht gewonnen.

Termindaten
Datum: 
18.06.2011 - 11:00 - 18:00
Stadt: 
Berlin
Veranstaltungsort: 
Haus der Demokratie, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
Veranstalter: 
FDCL Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.