11.02.2012 Druckversion

Strategietreff mit Fidel Castro

Gäste beraten mit Ex-Präsidenten Friedens- und Umweltpolitik. Deutscher Vorschlag wird aufgegriffen
Fidel Castro in der Debatte mit internationalen Gästen
Fidel Castro in der Debatte mit internationalen Gästen

Kubas ehemaliger Staats- und Regierungschef Fidel Castro hat mit Intellektuellen und Aktivisten aus Lateinamerika, Europa und den USA gemeinsame Initiativen für die Friedens- und Umweltbewegung diskutiert. Bei dem "Treffen von Intellektuellen für den Frieden und den Schutz der Umwelt" in der kubanischen Hauptstadt Havanna ging es auch um die drohenden Kriege und Interventionen in Syrien und Iran. Teilnehmer aus mehreren Kontinenten haben nun am Rande der Internationalen Buchmesse in Havanna gemeinsame Initiativen besprochen.

An dem Treffen mit Fidel Castro im Kongresszentrum Palacio de las Convenciones nahmen rund 100 Persönlichkeiten und Vertreter sozialer sowie politischer Organisationen teil. Neben dem brasilianischen Dominikaner und Befreiungstheologen Frei Betto befanden sich unter den Teilnehmern der kubanische Anthropologe Miguel Barnet, der argentinische Politologe Atilio Borón, der ebenfalls aus Argentinien stammende Autor Miguel Bonasso sowie der Nobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel und der spanisch-französische Publizist Ignacio Ramonet. Auch mehrere Gäste aus Deutschland waren anwesend, unter ihnen Vorstandsmitglieder des Netzwerks Cuba, einem Zusammenschluss von gut 40 entwicklungspolitischen Gruppen und Solidaritätsorganisationen.

Bei der rund zehnstündigen Debatte, die von Kubas Kultusminister Abel Prieto moderiert wurde, diskutierten die Teilnehmer mit Castro vor allem Fragen der Friedens- und Umweltpolitik. Auf besonderes Interesse des inzwischen 85-jährigen Revolutionsführers traf die deutsche Debatte um den Atomausstieg. So fragte Fidel Castro, durch welche Energieformen die Atomkraft ersetzt werden soll und inwieweit Kohle- und Gasvorkommen in Deutschland wieder genutzt werden sollen. Tatsächlich hatte die Kontroverse um Atomkraft zuletzt auch Lateinamerika erreicht. Nach der Erdbeben- und Nuklearkatastrophe in Japan nahmen mehrere Staaten Lateinamerikas von der Nutzung dieser Energieform Abstand, während andere an der Atomkraft festhalten. Zugleich kämpfen zahlreiche Länder der Region mit einer mangelhaften Energieversorgung.

Neben umweltpolitischen Fragen ging es bei dem Treffen zwischen Castro und ausländischen Gästen vor allem um die laufenden und drohenden Kriege der NATO oder einzelner ihrer Mitgliedsstaaten gegen Länder des Südens. Der Bundestagsmitarbeiter der Linkspartei und Vorsitzende des Netzwerks Cuba, Harri Grünberg, kritisierte im Gespräch mit Fidel Castro die mangelnde Kritik der europäischen Linken gegen diese zunehmend aggressive Militärpolitik. "Anders als noch in den 1960er Jahren gibt es heute bei uns keine breite Solidaritätsbewegung mit Befreiungsbewegungen oder Kritik an kolonialistischen Vorstößen", bekräftigte Grünberg gegenüber dem deutschen Nachrichtenportal amerika21.de. Deswegen ginge es nun darum, eine Debatte zu beginnen, "um wieder Raum zu gewinnen", so Grünberg weiter. Bei dem Treffen mit Fidel Castro hatte der deutsche Aktivist einen offenen Brief lateinamerikanischer Persönlichkeiten an Intellektuelle in Europa vorgeschlagen. Die Initiative wurde am Wochenende bei einem Folgetreffen aufgegriffen.

Veröffentlicht in Reden von Fidel | Tags: Buchmesse, Fidel Castro