24.02.2014 Druckversion

Gemalte Solidarität in Havanna

Der argentinische Künstler und Basisaktivist Sergio Condori ist Teil der Delegation von Cuba Sí auf der 23. Buchmesse Kubas
Sergio Condori bei der Arbeit auf dem Prado-Boulevard in Havanna
Sergio Condori bei der Arbeit auf dem Prado-Boulevard in Havanna

Die Präsenz von Cuba Sí auf der 23. Internationalen Buchmesse in Havanna war in diesem Jahr internationaler denn je: Aus Buenos Aires, Argentinien, nahm der Künstler und Basisaktivist Sergio Condori an der Delegation teil. Der junge Maler hat sich auf "Murales" spezialisiert, Wandbilder, die in Lateinamerika und der Karibik eine lange politische Tradition haben. Der Kontakt zwischen Cuba Sí und Condori kam über den deutschen Verein "Interbrigadas" zustande, der seit Jahren Programme für den politischen Jugendaustausch zwischen Deutschland und lateinamerikanischen Staaten organisiert. "Sergio hat für uns ein T-Shirt-Motiv zum 55. Jahrestag der Kubanischen Revolution entworfen", sagte Delegationsmitglied Tobias Thiele. Dann kam die Idee auf, den jungen Künstler mit nach Havanna einzuladen.

Condori ist in Argentinien lange in politischen Basisgruppen aktiv. "In Buenos Aires haben sich vor zehn Jahren Kollektive von ‚Muralistas’ gebildet, die Teil der politisch-kulturellen Organisation ‚Patria Grande’ sind", sagte er im Gespräch mit Cuba Sí in Havanna. Den Mitgliedern gehe es darum, einen Teil zum "kulturellen Widerstand" beizutragen. Arbeiterrechte, der Kampf indigener Gruppen, die lateinamerikanische Integration – alle diese Themen finden sich in den Wandbildern der politischen Künstler wieder. "Wir sehen die Kunst als ein Instrument, um die Gesellschaft zu verändern", so Condori, der sich explizit gegen die "Kultur und die Medien der Eliten" aussprach.

Die Arbeit in Kuba war für den jungen Maler und Kunstdozenten eine spannende Erfahrung. "Ich konnte am Prado-Boulevard in der Altstadt von Havanna mit Kollegen der Gruppe ‚Imágen 3’ zusammenarbeiten, die von dem bekannten kubanischen Künstler und Karikaturisten Cecilio Avilés gegründet worden ist", sagte er gegenüber Cuba Sí. Die Gruppe, die am Prado im Rahmen der kulturellen Stadtteilarbeit ein kleines Lokal zur Verfügung gestellt bekommne hat, vertrete zugleich die sozialen Interessen der Mitglieder, schilderte Condori. Eine Gewerkschaft für Künstler – für den argentinischen Maler und Aktivisten eine wichtiges Erlebnis.

In Havanna sind in Zuge der Kooperation zwischen Cuba Sí, den "Interbrigadas", Sergio Condori und den kubanischen Künstlern mehrere großflüchtige Gemälde entstanden. Condoris Werke tragen einen klassischen Stil, der an den berühmten ecuadorianischen Maler Oswaldo Guayasamín erinnern. Ein dreiteiliges Werk zu Ehren des im März vergangenen Jahres verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez hat mehr Graffiti-Charakter. "Dieses dreiteilige Bild haben wir zu viert über mehrere Tage hinweg entworfen und hergestellt", sagte Condori. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Gewaltakte der venezolanischen Opposition gegen die gewählte Regierung von Präsident Nicolás Maduro verstehen die Künstler ihre Arbeit auch als Akt der Solidarität mit der Mehrheit der venezolanischen Bevölkerung.

Am Sonntag wurden die Bilder der Leitung der Buchmesse Kubas übergeben. Sie werden auf der Festungsanlage "San Carlos de La Cabaña" über dem Hafen von Havanna – wo die Buchmesse jeden Februar stattfindet – in einem Saal ausgestellt, der fortan den Namen "Sala Hugo Chávez" tragen wird.

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Veröffentlicht in Aktuelles | Tags: Buchmesse, Kultur, Medien, Solidarität, Venezuela