22.02.2014 Druckversion

Volles Programm in Havanna

Cuba Sí, ACPA und das Mexiko-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung auf der Buchmesse
Blick auf den Messestand von Cuba Sí und Rosa-Luxemburg-Stiftung
Blick auf den Messestand von Cuba Sí und Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Internationale Buchmesse Kubas läuft auf vollen Touren. Gleich zwei Veranstaltungen standen am Freitag auf dem Programm von Cuba Sí und den Partnerorganisationen auf der Buchmesse in Havanna. Zugleich ist der Publikumsverkehr auf der Festungsanlage San Carlos de la Cabaña über dem Hafen von Havanna ungebrochen hoch. "Das massive Interesse an unserem Stand liegt auch daran, dass wir in diesem Jahr zahlreiche spanischsprachige Bücher im Angebot haben", erklärte Heike Thiele von Cuba Sí. Die teilweise antiquarischen, teilweise neuen Bücher waren von der baskischen Solidaritätsorganisation Euskadi gesammelt worden. Durch die Wirtschaftskrise in Spanien hatten die Kuba-Freunde von Euskadi aber keine Möglichkeiten mehr, die Spenden nach Havanna zu bringen. Das übernahm Cuba Sí. So funktioniert die Solidarität über mehrere Grenzen hinweg.

Ein Publikumsmagnet in Havanna ist aber auch das Buch des ehemaligen Ministerpräsidenten der DDR und Vorsitzenden des Ältestenrates der Linkspartei, Hans Modrow, über die Perestroika. "Die spanischsprachige Ausgabe dieses Buches, die von Cuba Sí organisiert und finanziert worden ist, trifft hier in Kuba wirklich auf großes Interesse", sagte Heike Thiele. Schon bei der Präsentation des Buches im Beisein des kubanischen Kulturministers Rafael Bernal waren hunderte Gäste in den größten Saal der Messe geströmt. "Dieses Buch und die Veranstaltungen sind ein wichtiger Teil unserer politischen Arbeit hier auf der Buchmesse in Havanna", führte Heike Thiele aus. Zu dieser politischen Aufklärungsarbeit zählt auch eine Ausstellung des deutschen Karikaturisten Klaus Stuttmann und die Präsentation eines Buches des Politologen Steffen Niese über die deutsche Kuba-Politik.

Cuba Sí wolle dem kubanischen Publikum weiterhin eine alternative Sicht auf die politischen und sozialen Prozesse in Deutschland vermitteln, so Heike Thiele. Dies sei vor allem wichtig, da Cuba Sí als einzige deutsche Solidaritätsorganisation weiterhin jedes Jahr an der Buchmesse teilnimmt. Auch in diesem Jahr stellt sie in Havanna zusammen mit dem Mexiko-Büro der Linkspartei-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung aus.

Deren Büroleiter in Mexiko, Torge Löding, hebt die Bedeutung dieser Kooperation hervor. "Wir finden es sehr wichtig, dass die linken Kräfte aus Deutschland hier in Havanna gemeinsam auftreten", sagte er gegenüber Cuba Sí. Daher freue man sich in seinem Mexiko-Büro auf eine weitere Zusammenarbeit mit der größten deutschen Kuba-Solidaritätsorganisation.

Am Freitag präsentierte die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Havanna einen spanischsprachigen Sammelband über das organisierte Verbrechen in Mexiko und seine Verbindungen zur staatlichen Macht. Auf seine originelle Art und mit sehr deutlichen Worten machte der renommierte linke Schriftsteller Paco Ignacio Taibo II die Auswirkungen des sogenannten Drogenkrieges auf die mexikanische Gesellschaft deutlich: "Während in den USA, wo die Drogen konsumiert werden, 160 Tote verzeichnet wurden, starben in Mexiko 18.000 Menschen durch diesen sogenannten Antidrogenkrieg", sagte Taibo, der von der Regierung ein massives Umdenken forderte. Daran glauben wollte er selbst jedoch nicht so recht, "weil inzwischen ganze Staaten von den Drogenkartellen kontrolliert werden". Ebenso wie die Journalistin Sanjuana Martínez setzt Taibo seine Hoffnungen in die sozialen und politischen Basisbewegungen. "Die Mütter der inzwischen weit über 100.000 Opfer dieses Krieges organisieren sich und auch andere Angehörige werden politisch aktiv", sagte Martínez.

Das Spektrum der Veranstaltungen von Cuba Sí und den Partnerorganisationen in Havanna ist sehr breit. Kurz vor der sehr politischen Debatte über Mexiko hatte die Kubanische Vereinigung für Tierproduktion (ACPA), mit der Cuba Sí seit Jahren eng zusammenarbeitet, mehrere Bücher über Viehzucht und landwirtschaftliche Methoden vorgestellt. Für Kuba ein wichtiges Thema, denn noch immer muss ein Großteil der Lebensmittel importiert werden. Indem Cuba Sí hilft, Lehrbücher für neue Landwirte in Kuba zu publizieren, leistet die Solidaritätsorganisation einen wichtigen Beitrag zur weiteren wirtschaftlichen Konsolidierung des sozialistischen Karibikstaates.

Gewürdigt wurde das bereits am Donnerstag von René González. Das Mitglied der Gruppe der "Cuban Five" – fünf kubanischer Aktivisten, die in den USA wegen der geheimdienstlichen Überwachung von Terrorgruppen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren – hatte den Stand von Cuba Sí besucht. Ausführlich sprach González, der bisher als einziger der Gruppe nach Kuba zurückkehren konnte, mit den deutschen Aktivisten. Die Arbeit von Cuba Sí und des Solidaritätskomitees ¡Basta Ya! kannte er gut. Für die Gäste aus Deutschland ein Zeichen, dass die unermüdliche Solidaritätsarbeit über tausende Kilometer hinweg etwas bewegt und wahrgenommen wird.

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